Johannes Rinker will den Weintourismus stärken

KAISERSTUHL. Der Strukturwandel im Weinbau schreitet am Kaiserstuhl rasant voran. In immer mehr Betrieben übernimmt die junge Generation das Kommando. In einer Serie stellt die BZ die "jungen Wilden" vor. Heute ist Johannes Rinker aus Endingen an der Reihe. Seine Eltern bewirtschaften dort das Weingut Knab. Die Fragen stellte BZ-Redakteur Gerold Zink.

BZ: Was machen Sie anders als Ihr Vater oder Ihre Mutter?

Rinker: Es geht gar nicht so darum, was man anders macht, sondern eher, was man gemeinsam besser machen kann. Meine Eltern haben viele Erfahrungen in der Weinbranche sammeln können und den Betrieb qualitativ sowie quantitativ erweitert, davon profitiere ich. Ich möchte kein weiteres quantitatives Wachstum forcieren. Durch meine vorherige Ausbildung in der Medienbranche und dem Studium in Geisenheim bringe ich neue Denkansätze in den Betrieb ein, davon profitieren wiederum meine Eltern. So leistet jeder im Betrieb einen Beitrag, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen.

BZ: Was fasziniert Sie am Beruf des Winzers?

Rinker: Es ist ein Beruf, der sehr vielseitig ist und viele Bereiche miteinander verbindet. Das Schönste ist aber das Endprodukt, welches einem selbst und dem Konsumenten viel Freude bereitet und sehr wertgeschätzt wird.
BZ: Beschreiben Sie Ihre Betriebsphilosophie mit drei Schlagworten.

Rinker: Weinkultur - Burgunder - Familienhandwerk

BZ: Was schätzen Sie am Kaiserstuhl so sehr, dass Sie hier Ihre Zukunft planen?

Rinker: Das Klima, die Menschen, die kulinarische Vielfalt, die Weine, die Natur. Ich habe schon viele Orte dieser Welt bereist und habe viele sehr schöne Ecken gesehen, aber bin immer gerne nach Endingen zurückgekommen, das ist meine Heimat und hier liegt meine Zukunft.

BZ: Was muss in der Weinwirtschaft am Kaiserstuhl besser werden?

Rinker: Ich denke, man muss noch ein bisschen mehr auf den Weintourismus eingehen und den Kaiserstuhl noch mehr in den Fokus rücken. Im Bereich der Hotelbranche sehe ich noch sehr viel Potenzial nach oben. Allerdings denke ich, wir sind auf einem guten Weg, in den letzten Jahren wurde sowohl in unserem Betrieb, wie auch am gesamten Kaiserstuhl viel in die architektonische Gestaltung der Betriebsgebäude investiert und modernisiert. Das ist wichtig, um den Kunden, die von außerhalb kommen, das Weinerlebnis Kaiserstuhl noch schmackhafter zu machen.

BZ: Mit welchen Weinen kann sich der Kaiserstuhl profilieren?

Rinker: In meinen Augen vor allem mit den klassischen Burgundersorten Weißburgunder, Grauburgunder, Spätburgunder. Der Kaiserstuhl hat den höchsten Anteil an klassischen Burgundersorten in Deutschland. Ein gutes Beispiel ist der Relaunch des Ruländers als trockener Grauburgunder, der sich in den letzten Jahrzehnten als die Leitsorte am Kaiserstuhl etabliert hat und mittlerweile in Deutschland den höchsten Flächenzuwachs unter den weißen Rebsorten verzeichnet. Für diese Sorten herrschen hier optimale klimatische Bedingungen und die Böden sind perfekt, um höchste Qualitäten zu erzeugen.

BZ: Was können junge Winzer am Kaiserstuhl gemeinsam bewegen?

Rinker: In den nächsten Jahren steht am Kaiserstuhl in vielen Betrieben ein Generationswechsel an. Wir jungen Winzer müssen diesen Generationswechsel auch nach außen tragen und dafür sorgen, dass sich die jungen Gesichter überregional zeigen. Deutscher Wein ist momentan im Trend und ich bin der Meinung, dass unsere Burgunder ein ähnliches Potenzial haben, wie es der Riesling in den nördlichen Weinbauregionen in Deutschland hat. Damit können wir es schaffen, mit jungen innovativen Winzern die Kaiserstühler Burgunder international bekannter zu machen. Dass die Weine qualitativ ganz oben mitspielen können, haben die letzten Jahre schon gezeigt.

BZ: Was ist für Sie ein großer Wein?

Rinker: Ein Wein, der im Moment des Trinkens optimal passt. Das kann sowohl ein frischer, spritziger Wein auf der Terrasse sein, ebenso wie ein schwerer, dichter Wein bei einem guten Essen.

BZ: Sie gewinnen im Lotto zwei Millionen. In welches Wein-Projekt stecken Sie das Geld?

Rinker: Ich spare das Geld für die Lottoscheine und kaufe ein paar Barrique-Fässer.

Johannes Rinker (27) Ausbildung zum Mediengestalter/staatlich geprüfter Medienfachwirt; Studium Weinbau/Önologie in Geisenheim (4. Semester); Auslandspraktika in Neuseeland, Italien, Schweiz; Mitarbeit im elterlichen Betrieb Weingut Knab in Endingen (23 Hektar Rebfläche, Schwerpunkt Burgundersorten, davon 35 Prozent Weißburgunder, 30 Prozent Grauburgunder, 30 Prozent Spätburgunder; 5 Prozent Chardonnay, Muskateller, Gewürztraminer, Auxerrois); 150 000 Flaschen Jahresproduktion
Info Wein-Party: Über 40 junge Kaiserstühler Winzer präsentieren bei der Veranstaltung "Wein-Fass-Bar" am Freitag, 17. Juli, 18 bis 2 Uhr, im Weingut Fritz Keller in Oberbergen ihre Weine; Vorverkauf 15 Euro (zzgl. VVK-Gebühren), Abendkasse 20 Euro (inklusive Weine, Sekt und Wasser), Karten erhältlich beim BZ-Karten-Service
(bz-ticket.de/karten oder Telefon 0761/4968888), bei allen BZ-Geschäftsstellen, beim Weingut Abril in Bischoffingen, beim Weingut Gerhard Karle in Ihringen und beim Weingut Fritz Keller in Oberbergen.

Alle bereits erschienenen Beiträge der Serie "Junge Winzer am Kaiserstuhl" sind bei BZ-Online zu finden unter http://mehr.bz/jungewinzerAuszug aus der Badischen Zeitung:

http://www.badische-zeitung.de/endingen/junge-winzer-am-kaiserstuhl-kaiserstuehler-burgunder-bekannter-machen--106147427.html

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